Gesundheitscoaching - Hype oder Hoffnung?

In unseren letzten beiden Beiträgen haben wir uns mit ganzheitlicher Gesundheit und dem Thema Coaching befasst. In diesem Beitrag werden wir nun beide Aspekte miteinander verbinden und uns dem Bereich „Gesundheitscoaching“ widmen. Neben dem klassischen Business-Coaching gewinnt auch das Thema Gesundheitscoaching immer mehr an Aufmerksamkeit, und der Begriff Coaching wird fast schon inflationär gebraucht, um nahezu jede unterstützende Dienstleistung zu bewerben. Ist Coaching also nur ein aktueller Hype, um Kund:innen zu gewinnen? Oder ist professionelles Gesundheitscoaching vielleicht doch die Lösung für die gesundheitlichen Herausforderungen der heutigen Gesellschaft?

Fangen wir damit an, uns anzuschauen, was man unter Gesundheitscoaching eigentlich versteht. Ziel des Gesundheitscoachings ist es, gesunde Verhaltensweisen in den Alltag zu integrieren und gleichzeitig das Wohlbefinden zu steigern. Um dies zu ermöglichen, ist es wichtig, zunächst die Gesundheitskompetenz und infolgedessen die Selbstwirksamkeit des Coachees (= die Person, die gecoacht wird) zu stärken. Veränderungsprozesse sind zudem sehr individuell, weshalb sich das Coaching immer an den Bedürfnissen und den Lebensumständen des Coachees orientieren sollte. Da es sich allerdings um das verantwortungsvolle Thema Gesundheit handelt, ist es wichtig, den richtigen Rahmen zu setzen, der sich am aktuellen Stand der Medizin und der Gesundheitswissenschaften orientiert. Letztendlich kann man sagen, dass der/die Coach Expert:in für den Coachingprozess ist, während der/die Coachee Expert:in für sich selbst und die eigenen Lebensumstände ist. Bringt man diese beiden Expertisen zusammen, entsteht das Potenzial für nachhaltige Verhaltensveränderungen.

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Gesundheitscoaching ist die Lösungsorientierung. Bei PREVERY orientieren wir uns bewusst an einem salutogenetischen (gesundheitsorientierten) Ansatz und fokussieren uns auf die Themen der Gesundheitsförderung und Prävention. Dies ist zudem ein entscheidender Aspekt, um sich von einer medizinischen Therapie abzugrenzen, die sich darauf konzentriert, Probleme, Symptome oder Diagnosen zu behandeln. Sobald Coaches beim Thema Gesundheit damit werben, sich auf konkrete Krankheitsbilder zu fokussieren, ist Vorsicht geboten. In den meisten Fällen ist hier eine Therapie durch medizinisches Fachpersonal erforderlich, auch wenn eine generelle Förderung der Gesundheit förderlich für die Genesung von Krankheitsbildern sein kann. Gesundheitscoaching kann somit als komplementärer Bestandteil einer primär ärztlich geführten Behandlung dienen.

Warum ist der Blick auf unser Gesundheitsverhalten also in einem Land mit einer hochklassigen medizinischen Versorgung so wichtig? In Deutschland leiden ca. 40 % der Menschen an einer chronischen Erkrankung. Wir wissen mittlerweile, dass ca. 70-80 % der chronischen Erkrankungen in Deutschland durch einen gesunden Lebensstil vermeidbar wären. Als relevanteste Ursachen sind Bewegungsmangel, eine ungesunde Ernährung, das Rauchen sowie ein dauerhaft zu hohes Stresslevel und unzureichender Schlaf zu nennen. Durch den medizinischen Fortschritt wird unsere Bevölkerung immer älter, allerdings verbringt ein Großteil unserer älteren Bevölkerung ihren Alltag unter anderem mit der Bewältigung chronischer Erkrankungen. Eine möglichst lange gesunde Lebensspanne (vgl. Longevity) sollte daher als eines der Kernthemen der modernen Gesundheitsversorgung angesehen werden.

Warum fokussieren wir uns also nicht darauf, Menschen bei einem gesunden Lebensstil zu unterstützen? Die Themen Gesundheitsförderung und Prävention gewinnen in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion zunehmend an Bedeutung, werden jedoch finanziell nach wie vor nur unzureichend unterstützt. Zudem ist unser medizinisches Fachpersonal oft nicht dafür ausgebildet, Patient:innen bei Verhaltensveränderungen adäquat zu begleiten, und in der ärztlichen Praxis fehlt es oft an Zeit und einer entsprechenden Vergütungsstruktur. Ein professionell durchgeführtes (systemisches) Gesundheitscoaching könnte hier eine wertvolle Unterstützung bieten. Da die Coaching-Tätigkeit jedoch weder hinsichtlich der Ausbildung noch der Berufsbezeichnung geschützt ist, sollte sorgfältig geprüft werden, wem man sein Vertrauen schenkt. Hinzu kommt, dass ein Einzelcoaching, das aufgrund des starken Individualitätsfaktors bei Verhaltensveränderungen zu empfehlen ist, nicht vom deutschen Gesundheitssystem finanziert wird und daher nur wenigen zugänglich ist, die es sich leisten können.

Gerade im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit ist der systemische Coaching-Ansatz vielversprechend, da er die Person und ihr Umfeld als ein sich gegenseitig beeinflussendes System betrachtet. Eigene Verhaltensweisen haben Auswirkungen auf die Umwelt sowie das soziale Umfeld und umgekehrt. Auch der Mensch selbst ist als eigenständiges System zu verstehen, in dem Körper, Geist und soziale Aspekte untrennbar miteinander verbunden sind. Im Gesundheitscoaching kann durch gezielte Selbstreflexion das eigene Verhalten bewusst gemacht und analysiert werden. Anschließend kann das Verhalten sowohl hinsichtlich seines Einflusses auf das eigene Wohlbefinden als auch in Bezug auf seine Auswirkungen auf das umgebende System reflektiert werden. Zudem kann es mit dem aktuellen Stand der Medizin und Gesundheitswissenschaften abgeglichen werden, um konkrete Ziele und einen Handlungsplan zu erarbeiten. Dabei gilt stets die Prämisse, dass der/die Coachee die eigenen Lebensumstände am besten kennt und realistische Ziele identifizieren kann, die nachhaltige Verhaltensveränderungen ermöglichen.

Eigenverantwortliche Gesundheitsförderung erfordert ein hohes Maß an Motivation und Disziplin und scheitert oft am mangelnden Durchhaltevermögen des Einzelnen – ein bekanntes Phänomen bei Neujahrsvorsätzen. Ähnlich zum Aufbau eines Unternehmens, kann sich auch bei Verhaltensveränderungen an folgender Reihenfolge orientiert werden - Erst das Warum? (=Purpose), dann das Wie? (=Strategie) und schließlich das Was? (=konkrete Handlungsziele) erarbeiten. Eine nachhaltige Verhaltensänderung setzt daher eine qualifizierte Begleitung voraus, die vorhandene Ressourcen aktiviert, neue Verhaltens- und Gesundheitskompetenzen entwickelt und deren Umsetzung im Alltag unterstützt. Ein äußerst erfolgreicher Ansatz ist hier das systemisch-lösungsorientierte Gesundheitscoaching.

Bei PREVERY besitzen wir diese Expertise zu den Themen der ganzheitlichen Gesundheit, Medizin, Verhaltenspsychologie und dem systemischen Coaching im Gründungsteam. Durch unsere zusätzlichen Kompetenzen im Bereich der IT versuchen wir mit unserem ganzheitlichen KI-Gesundheitscoach EVE, zusätzlich ein Coaching zu ermöglichen, welches überall und jederzeit verfügbar ist und zudem noch wesentlich kostengünstiger und somit für die breite Masse verfügbar ist.

Ist Gesundheitscoaching also Hype oder Hoffnung? Wie so oft liegt die Wahrheit dazwischen: Es kommt auf den/die Coach, dessen Haltung und Professionalität sowie die passgenaue Unterstützungsform an. Richtig durchgeführt kann Gesundheitscoaching ein Grundpfeiler individueller und gesellschaftlicher Gesundheit sein. Lassen Sie uns gemeinsam ein System voller Gesundheitsexpert:innen schaffen.

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Coaching - Was steckt hinter diesem Begriff?